Am Startpunkt der Tour beim Kulturhaus in Lana in der Andreas-Hofer-Straße 9/1 haben sich zusammen mit den Begleiter*innen und den Architekt*innen der jeweiligen ausgewählten Gebäude mehr als 30 Personen eingefunden. Bei der Begrüßung und Einführung war auch der Bürgermeister von Lana, Dr. Harald Stauder, anwesend. Er hat sich erfreut darüber geäußert, dass für die Architekturtage seine Gemeinde ausgewählt worden ist und dass über die rege Bautätigkeit und die Neugestaltung in Lana am Gries von fachlicher Seite her informiert wird.
Als Vorteil hat sich auf der Tour die fußläufige Erreichbarkeit der ausgesuchten Gebäude erwiesen. Die Gruppe konnte während der gesamten Tour zusammenbleiben, und es blieb genügend Zeit, unterwegs die Identität des Ortes zu erkunden und im Vorbeigehen auf die Besonderheiten hinzuweisen. Als Mitglied der Arbeitsgruppe für die Erstellung der Ensembleschutzzonen in Lana hat Angelika Margesin die historischen Gebäude im betrachteten Gebiet gezeigt. Ebenso wurde unterwegs kurz bei Gebäuden angehalten, die in den letzten 30 Jahren entstanden sind. Dazu zählen u.a. der Sprengelsitz und die Raiffeisenbank von Höller & Klotzner, das Gebäude der Sparkasse von Walter Gadner, die Bibliothek von dem Team Rieper-Architekten & Planothek.
Die vier ausgesuchten Gebäude der Tour unterscheiden sich in Nutzung und Position. So ist das Gebäude „Living Lana“ ein reines Wohngebäude, das im Grünen und nach allen Seiten frei steht. Die Architekten Schiefer und Flarer hatten bei der Erstellung des Projekts große Entscheidungsfreiheiten. Durch die umlaufenden Geschossbänder und die eingestellten Holzelemente auf allen vier Seiten erhält das Gebäude ein filigranes Erscheinungsbild.
Im Unterschied dazu steht das Gebäude ex-Leitgeb im Kontext mit der dichten Bebauung der Straße „Am Gries“. Über der Erdgeschosszone mit Geschäften sind an den Endpunkten jeweils Kopfbauten errichtet, die sich zur Straße beziehungsweise zum Platz beim Rathaus orientieren. In den Obergeschossen befinden sich Wohnungen mit großzügigen Terrassen, die auf den Innenbereich ausgerichtet sind.
Eine gänzlich andere Situation hatten die Architekten Pohl und Zanier bei dem Um- und Anbau für das Guesthouse Stadele zu bewältigen. An der Kreuzung zweier Straßen gelegen und mit ungünstigem Zuschnitt des Grundstücks lag die Herausforderung in der Schaffung von gleichwertigen Gästezimmern, die jeweils durch Farben, Bilder und Materialien eine eigene Stimmung erhalten. Im Äußeren ist der Anbau als Monolith aus Beton in Kontrast mit dem Bestand gesetzt.
Mit der energetischen Sanierung und Erweiterung des alten Gasthauses Reichhalter haben sich die Architekten Bampi und Biasi-von Berg für die Wahrung einer historischen Atmosphäre entschieden. So ist das Äußere des Hauses und die Räumlichkeiten samt der Einrichtung auf die ursprüngliche Beschaffenheit zurückgeführt worden. Mit dem Angebot von Tischen und Stühlen im Freien und der erhöhten Laube gegenüber dem Gasthaus wird der Außenraum miteinbezogen, wo die Tour „Bauen in Lana am Gries“ bei einem Mittagessen mit über 20 Personen abgeschlossen worden ist.
Begleitung: Arch. Angelika Margesin, Arch. Magdalene Schmidt
Die diesjährige Tour am Ritten war wie im Jahr zuvor einem Streifzug durch Klobenstein, den Hauptort der Gemeinde,
gewidmet. Ausgangspunkt des Spazierganges war der historische Bahnhof der Rittner Bahn. Nach einem allgemeinen
Überblick zu Lage und Geschichte des Rittens und der Erläuterung des neu gestalteten Bahnhofsplatzes durch Arch. Roland
Baldi traten die Teilnehmer, sowohl Rittner, als auch Interessierte aus anderen Gemeinden Südtirols und aus dem Trentino, die
Erkundung über den Patersteig am Eyrlberg an. Auf mehreren Zwischenstops mit Ausblick auf den historischen Bestand
Klobensteins konnten Details über die Entwicklung des Dorfes zum beliebten Sommerfrischort der Bozner Patrizier erläutert
werden.
Vor dem Hintergrund des historischen Ensembles der Fraktion Lengmoos erörterte schließlich Dr. Erika Prast Messner die
Hintergründe und Zusammenhänge in Bezug auf den Kaiserweg, den Deutschorden und die Entstehung der
Sommerfrischhäuser.
Über die Fennpromenade erreichte die Gruppe das Ortszentrum von Klobenstein und damit das Haus Liebegg, wo Familie Pan
die Gäste bei wunderschönem Herbstwetter im herrschaftlichen Garten willkommen hieß und Univ.-Prof. Dr. Christoph Pan und
seine Frau Christine den Besuchern anhand des Hauses Liebegg den Typus des Sommerfrischhauses erläuterten. Auf einem
Rundgang durch das ursprünglich erhaltene und liebevoll gepflegte Wohnhaus gewährten die Besitzer weitere interessante
Einblicke.
Nach einem kurzen Spaziergang durch das Ortszentrum von Klobenstein und der geführten Besichtigung durch das im Jahr
2019 durch das Studio Messner Architects neu gestaltete Café Restaurant Zentral, wurde die Tour bei einem gemütlichen
Umtrunk im Garten des Lokales beschlossen.
Die Tour in Bozen setzte sich besonders mit der Einbindung der Bauwerke in ihr Umfeld auseinander:
die neuen Bauten im Viertel Drusus Ost/Grieser Auen (Prati di Gries), sei es das Gebäude „green wave“ von Arch. Wolfgang Meraner als auch die „Torre A2“ des Büros areaarchitetti (Pauro Fregoni), haben den Anspruch, mehr als nur ein neues Wohngebäude zu sein: hier ist Gemeinschaftskonzept für ein neues Viertel entwickelt worden, welches Wohnen und soziales Leben zusammen führen wollte, über gemeinsame Räume, gemeinsame Grünflächen und Spiel-und Turnflächen für Kinder und Erwachsene. Nicht alles ist in der Umsetzung dann geglückt, wie uns erzählt wurde: es fehlen öffentlich Einrichtungen wie eine Bar, kleine Läden, durch die Ansiedlung von einigen großen Supermärkten kommt ziemlich viel Unruhe ins Viertel. Hier erhofft man sich noch Verbesserungen durch die gemeinschaftliche Verwaltung.
Jedoch das ungewöhnlich flexible Konzept des Wohngebäudes „green wave“ ermöglicht Kontakte auch über die großen Balkone, welche lichtdurchflutete Wohnräume ergeben.
Besonders das angrenzende Gebäude „Turm A2“ geht auf das Konzept von „Cohousing“ ein, mit seinem für alle Bewohner offenen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss und dem Freiraum im 8. Stockwerk.
Weiter ging die Runde per Rad nach Haslach/Oberau, quer durch die verschiedenen Viertel von Bozen mit all seinen wertvollen Grünräumen.
In Haslach wurden die Gebäude besichtigt und erklärt, welche das Studio areaarchitetti im Rahmen des europäischen Projektes „Sinfonia“ energetisch saniert und erweitert haben: die Planer dazu “wir haben mit der Sanierung versucht, diesem Viertel – vorher ein anonymes Viertel - und seinen Bewohnern ein würdevolles Wohnen zu ermöglichen und hatten neben funktionellen Aspekten auch eine zeitgemäße Fassadengestaltung im Auge.“ Nur die alte Parkplatzfläche wäre noch in einen gemeinsamen öffentlichen Freiraum umzugestalten, um als Treffpunkt für die Bewohner zu funktionieren und bessere Lebensqualität zu garantieren
Als Abschluss wurde das soeben fertig sanierte Gebäude in der Gothestrasse besichtigt (Arch. Simon Wellenzohn), eine Arbeit, welche zeigt, dass durch sensible Eingriffe – von intelligenten Lüftungen bis Belichtungen- auch in einer alten, unter Denkmalschutz stehenden Bausubstanz zeitgemäßes Wohnen möglich ist. Es entstanden in mühevoller Kleinarbeit angenehme Wohnungen, ein Büro und eine lichtdurchflutete Kindertagesstätte Richtung Innenhof, und dies alles mitten in der lebendigen Altstadt von Bozen!
Zusammen mit dem Bauherrn und einigen Handwerken wurde der denkmalgeschützte „Hof im Thal“ besichtigt. Das aus Privaten, Architekten und Handwerkern gemischte Teilnehmerfeld durchwanderte das historische Gebäude vom Keller ins Dachgeschoss, vom ältesten in den neuesten Gebäudeteil und konnten so einen Einblick in die Die Geschichte des Gebäudes, sowie in die Techniken der Sanierung und Adaptierung nehmen. Am Gebäude wurde versucht zu vermitteln, wie mach durch das Sanieren und Hervorbringen von „Bestehendem“ zeitgemäße Qualitäten schaffen kann.