Auf der Suche nach der Einmaligkeit in der Südtiroler Architektur:
Gibt es eine spezielle Südtiroler Architektur und wenn ja, was zeichnet sie aus? Dieser spannenden Frage widmet sich die dritte Ausgabe der Südtiroler Architekturtage. Im Atelierhaus Hubert Kostner, Marinzenweg 25/1, Kastelruth. In einer anschließenden Gesprächsrunde unter der Moderation von Susanne Barta diskutieren über die “Einzigartigkeit” der Südtiroler Architektur:
Arch. Alexander Wetzig Ing. Konrad Merz Künstler Hubert Kostner Arch. Carlo Calderan
Pressemitteilung
Architekturgespräch im Atelierhaus Kostner in Kastelruth
Die Architekturstiftung Südtirol sieht die Initiative „Tage der Architektur“ als ein Kulturereignis, das Verständnis für Architektur erzeugen soll:
über den Kontakt mit Bauherren, Planern und Handwerkern, welche diese Bauten geschaffen haben und nun die Entstehungsgeschichten erzählen, ermöglichen die geführten Touren Erfahrungen mit Architektur zu erleben.
In der Gesprächsrunde im Atelierhaus Kostner in Kastelruth, bei der die diesjährige Ausgabe „nur in Südtirol?“ vorgestellt wurde, fragte die Moderatorin Susanne Barta, ob es in der zeitgenössischen Südtiroler Bauszene eine erkennbare Architektursprache gäbe.
Die Diskussionsteilnehmer, Arch. Carlo Calderan, Präsident der Architekurstiftung Südtirol, der Hausherr und Künstler Hubert Kostner, Ing. Konrad Merz Holzbauexperte aus Vorarlberg und Arch. und Oberstadtbaumeister a.D. Alexander Wetzig fanden dass es zwar keine Identität durch eine klare formale Sprache gebe, wie z.B. im Vorarlberg oder im Engadin, es aber sehr wohl seit 10-15 Jahren Ansätze gibt, die mit einer gemeinsamen Haltung zu tun haben: die individuelle Auseinandersetzung mit Ort, Geschichte und Kultur erzeugt eine Vielfalt, die sich jeweils auf Ort und Bauaufgabe bezieht. Diese Haltung bringt Qualität.
Es gibt keine „alpine Architektur“ nur ein paar Kriterien wie Einfachheit, Klarheit und Materialität. Die alpine Landschaft bringt Begrenzungen mit sich, auch die Landwirtschaft hat die Südtiroler Landschaft geprägt, die Architektur kann hier nicht beliebig sein. Die Topografie ist prägend, Ort, Geschichte und Nachbarschaft verlangen Verantwortung. Die Weinwirtschaft hat es bereits vorgemacht: die Qualität des Ortes gibt individuelle Lösungen.
Zur Haltung gehört auch das Zusammenspiel zwischen Architekt und Bauherr: gerade beim Bau des Atelierhauses von Hubert Kostner hat sich gezeigt, dass klare Vorstellungen des Bauherrn zu einer qualitätvollen Auseinandersetzung mit dem Ort führen können.
Es wurde gefragt, weshalb in Vorarlberg zum Unterschied von Südtirol, die Architektur bereits im Alltag angekommen ist: dort begegnen sich Politik, Architekten und Handwerker auf der selben Augenhöhe.
Weiters wurde festgestellt, dass die Raumordnungsgesetze in Südtirol eine starke Zersiedelung in der Landschaft zugelassen haben, mit Bauten ohne Bezug zur Landschaft, da es keine kontrollierte Siedlungstätigkeit außerhalb der Siedlungsgrenzen gibt. Es wäre wichtig, die Bautätigkeit auf Dörfer und Städte zu beschränken.
Stilvorgaben erscheinen nicht sinnvoll, aber es sollten vermehrt Verpflichtungen der Landschaft gegenüber verspürt werden, zum Beispiel bei der Wahl der Materialien. Architekten sollten sich nicht als Künstler fühlen, sondern die Freiheiten qualitätvoll nutzen. Gestaltungsbeiräte, die durch Außenstehende professionalisiert werden, können eine sinnvolle Entwicklung steuern. Qualität entsteht nicht durch Verordnung sondern durch Verantwortung.
Deshalb setzt die Architekturstiftung Südtirol weiterhin auf die Sensibilisierung der Bauherrn und der gesamten Bevölkerung.
+ öffnen